Northeim (lpd). Um auf den Internationalen Frauentag aufmerksam zu machen, wird am 8. März 2022 die Fahne zum 111. Weltfrauentag vor dem Kreishaus gehisst. Die Gleichstellungsbeauftragten im Landkreis Northeim nehmen die aktuelle Lage zum Anlass, am Internationalen Weltfrauentag einen Blick auf die Rolle von Frauen in Friedensprozessen zu werfen und mögliche regionale Forderungen daraus abzuleiten.

Der Arbeitskreis der kommunalen Gleichstellungsbeauftragten im Landkreis Northeim fordert Gesetze auf Landes- und Bundesebene, die eine klare Verteilung der Mandate halbe-halbe unter den Geschlechtern regeln. Sie appellieren an die politischen Vertreterinnen und Vertreter im Landkreis Northeim, sich für die Parität einzusetzen, die eigenen Parteistrukturen zu hinterfragen und mutige, zukunftsfähige Lösungsansätze zu finden. Die gerechte Beteiligung von Frauen darf nicht mehr als pflichtgemäße Erfüllung von Quoten angesehen werden, sondern als Schlüssel für eine gerechte und sichere Politik auf allen Ebenen, die alle Ressourcen demokratischer Werkzeuge vollumfänglich ausschöpft.

Im Landkreis Northeim haben die kommunalpolitischen Parlamente einen Frauenanteil von 25 %. Viele Beschlüsse werden gefasst, ohne die Erfahrungen und Sichtweisen von Frauen zu berücksichtigen. Dadurch werden Maßnahmen und Projekte umgesetzt, die die Anforderungen von Bürgerinnen nicht erfüllen können. Eine Nachjustierung ist meist finanziell und zeitlich aufwendig. Generell haben politische Gremien damit zu kämpfen, Nachwuchs zu gewinnen. Es sollte demnach ein großes Interesse innerhalb der unterschiedlichen Parteien bestehen, beide Geschlechter gleichermaßen anzusprechen und für die eigene Sache zu gewinnen.

„Sind Frauen zu gleichen Anteilen bei wichtigen Entscheidungen beteiligt, so erhöhen sich die Chancen auf geschlechtergerechte Beschlüsse, die sowohl die Anforderungen von Männern als auch die von Frauen berücksichtigen“, so Julia Kögler, Gleichstellungsbeauftragte des Landkreises Northeim. Vor allem die soziale Gerechtigkeit profitiert davon und stabilisiert die Demokratie auf kommunaler Ebene. Solch eine stabile Basis ist gekennzeichnet durch geschlechtergerechte und demokratische Werte und würde die Stabilität sowohl auf Landesebene als auch europaweit fördern. Paritätisch besetzte kommunalpolitische Parlamente erhöhen gleichzeitig die Chance auf geschlechtergerechte politische Gremien auf Landes- und Bundesebene.

Die letzten Tage machen deutlich, wie instabil der Frieden in Teilen der Welt – auch in Europa – sein kann. Frauen leisten wichtige Arbeit in Krisengebieten vor Ort: sie sorgen für geschützte Räume, verhandeln über Korridore für humanitäre Hilfen und setzen sich für Kinder ein. Aber in formellen Friedensverhandlungen sind sie stark unterrepräsentiert. Dabei belegen Studien: Sind Frauen bei Friedensprozessen beteiligt, steigt die Chance, dass die Vereinbarungen längerfristig Bestand haben. Zudem werden bei weiblicher Beteiligung Absprachen getroffen, die Männer und Frauen im Blick haben.

Dabei geht es nicht nur um das Recht, das Frauen haben sollten, gleichermaßen bei wichtigen Entscheidungen involviert zu sein, sondern auch um die Chance, alle personellen Ressourcen der Demokratie vollständig einzusetzen. Wird Frauen die Beteiligung bei Friedensprozessen verwehrt oder erschwert, verringert sich gleichzeitig die Aussicht auf vollumfängliche Regelungen, die die gesamte Bevölkerung der jeweiligen Krisenregion berücksichtigt. Zudem steigt die Chance um 35%, dass das Abkommen mindestens 15 Jahre eingehalten wird. Der Frauenanteil in Friedensverhandlungen lag jedoch insgesamt bei unter zehn Prozent im Durchschnitt in den letzten Jahrzehnten.

Anlässlich des Equal Pay Days und des Internationen Weltfrauentags werden unterschiedliche Veranstaltungen durch den Arbeitskreis der kommunalen Gleichstellungsbeauftragten im Landkreis Northeim, dem Northeimer Netzwerk für Alleinerziehende, der Koordinierungsstelle Frauen und Wirtschaft Landkreis Northeim sowie dem Projekt Teilhabe und Arbeit für Familien angeboten. Nähere Informationen finden Sie auf der Seite der Gleichstellungsstelle des Landkreises Northeim www.landkreis-northeim.de/gleichstellung

Foto: LPD