Northeim/Hardegsen (lpd). Landrätin Astrid Klinkert-Kittel hat in der vergangenen Woche die Überreste einer mittelalterlichen Kirche unweit der Hardegser Ortschaft Asche besucht. Dort im Wald, auf dem schon seit jeher bekannten „Kirchberg“ haben Archäologen eines Teams rund um den Geologen Dr. Frank Wiese, der zugleich Vorsitzender des Geschichtsvereins Asche-Fehrlingsen e. V. ist, den Mauergrundriss einer vermutlich aus dem 13 Jahrhundert stammenden Kirche zu Tage gefördert.

Mauerreste von bis zu zwei Meter Höhe wurden unter Aufsicht der Kreisarchäologie in Zusammenarbeit mit der Göttinger Firma Streichardt & Wedekind Archäologie bereits freigelegt und kartiert. Deutlich sichtbar sind der Altarraum (Chor), der Kirchenraum (Saal) und der Turm, mit den voneinander getrennten Eingängen für die Priester im Chor und die Gemeinde im Turm. In weiten Teilen ist der Original-Fußboden schon freigelegt.

Am ehemaligen Durchgang zwischen dem Chor und dem Saal sind aktuell Eisenbeschlagteile gefunden worden. Wahrscheinlich Zierteile einer ehemaligen hölzernen Abgrenzung zwischen beiden Räumen (Chorschranke). Freigelegt werden konnte auch erneut ein Kinderskelett. Die sterblichen Überreste eines etwa fünfjährigen Kindes sollen von der Anthropologie der Universität Göttingen untersucht werden. „Wir erhoffen uns auch auf diesem Wege mehr über die damalige Zeit zu erfahren“, so Dr. Wiese. Erkenntnisse über die Ernährung ließen sich durch isotopengeochemische Untersuchungen gewinnen. Gefunden haben die Archäologen das Skelett auch nur, weil es direkt vor der „Priesterpforte“ gelegen hat.

Dem Umstand, dass die Kirche im eigenen Schutt gelegen hat, ist der gute Erhaltungszustand zu verdanken. Umso mehr erstaunt, dass die nach Expertenschätzungen Mitte des 15. Jahrhunderts aufgegebene Kirche bisher nicht wissenschaftlich bearbeitet wurde.

Nicht sicher ist derzeit, zu welchem Dorf die Kirche einst gehörte. Sicher ist nur, dass es ein solches gegeben haben muss. So wird noch heute die umgebende Feldmark mit „Altes Dorf“ bezeichnet. Ob es sich um die Wüstung „Jürgensborg“ handelt, die zusammen mit Fehrlingsen 1449 urkundlich erwähnt wird, lässt sich (noch) nicht beweisen.

Die seit zwei Jahren andauernden Ausgrabungen sollen zunächst noch bis Anfang 2018 fortgesetzt werden, um die Anlage weitmöglichst freizulegen Danach soll ein 3-D-Laserscan erfolgen, um die genaue Lage jedes Steins festzuhalten. Wie es dann mit der Anlage weitergehen soll, steht derzeit noch nicht fest. Angedacht ist aber auf jeden Fall eine Ausstellung der Keramik- und Metallfunde.

„Wir haben nicht damit gerechnet, dass ein solch stattlicher Bau zum Vorschein kommt“, macht Dr. Wiese deutlich. Umso bedauerlicher wäre es, wenn die Kirchenruine wieder zugeschüttete werden müsste. „Für das Ascher Gemeinschaftsprojekt wäre eine langfristige Lösung sicher wünschenswert“, so Landrätin Astrid Klinkert-Kittel in Anerkennung der bisherigen Leistungen des örtlichen Heimat- und Geschichtsvereins.

Zunächst aber wird die Ausgrabung für den „Tag des offenen Denkmals“ am 10.09.2017 vorbereitet. An diesem Tag wird es alle zwei Stunden, beginnend um 10 Uhr, Führungen in und um die Ausgrabungsstelle geben. Die letzte Führung startet um 16 Uhr.

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