Gleich an zwei aufeinander folgenden Tagen stellten sich Präsident Delfino Roman und Hauptgeschäftsführerin Ina-Maria Heidmann den Fragen der Lokalredakteure bei den Pressekonferenzen im Kammerbezirk. Den Auftakt machte Göttingen. Die Handwerkskammer hatte dafür in die Werkstätten an der Rudolf-Winkel-Straße eingeladen, in denen zum Jahresbeginn, mit dem Umzug der Überbetrieblichen Lehrlingsunterweisung für die Maurer- und Betonbauer, die Bauberufe konzentriert wurden.

In Bezugnahme auf den insgesamt 100. Konjunkturbericht der 25-jährigen Erhebung, konzentrierte sich Roman auf das vierte Quartal des Jahres 2016. Die Hochkonjunktur treffe allem voran das Baufach aber auch die Kfz-Branche profitiere vom „Allzeithoch“. Insgesamt erzielten die mehr als 45.000 Beschäftigen im Kammerbezirk 4,33 Milliarden Euro Umsatz. Die Betriebe in Südniedersachsen verzeichnen laut Roman eine 90-prozentige Auslastung, die primär aus dem Mangel an Personal resultiere: „Der Arbeitsmarkt für handwerkliche Fachkräfte ist leer gefegt.“ Dies habe als weiteren Effekt längere Wartezeiten der Kunden zur Folge, die die Leistungen von Handwerkern in Anspruch nehmen wollen.

Zum Jahresende waren im gesamten Kammerbezirk insgesamt 3.471 Ausbildungsverhältnisse eingetragen, 2016 kamen mit einem leichten Rückgang von 3,1 Prozent 1.292 neue Eintragungen hinzu. „Dieser Rückgang verläuft allerdings parallel zum demografischen Trend in der Region“, berichtet Roman. Im regionalen Vergleich konnte sich diesmal die Region Göttingen an die Spitze setzen. Die Landkreise Hildesheim und Northeim konnten eine durchschnittliche Entwicklung verbuchen. Holzminden schnitt bei den Indikatoren Produktion und Geschäftslagenentwicklung zum Teil deutlich besser als der Durschnitt ab. Die Osteroder Handwerkswirtschaft konnte ihren Abstand zu den anderen Regionen verringern und verliert somit nicht den Anschluss. 

Damit KMU-Betriebe auch weiterhin handlungsfähig bleiben, forderte Roman die politischen Akteure auf, Kostenbelastung für den Kleinbetriebssektor zu vermeiden. Als Beispiele nannte er kleinbetriebsdiskriminierende Regelungen in Förderprogrammen und die Planung der Erweiterung des Teilzeitgesetzes zu Gunsten der Beschäftigen. Mehrbelastungen der Betriebe würden zu höheren Preisen für Leistungen führen, die am Ende der Kunde tragen müsse. „Handwerksleistungen müssen auch für die Breite der Gesellschaft bezahlbar bleiben“, sagte der Präsident.

Ein weiterer Schwerpunkt des Berichts lag auf der Digitalisierung. Dieser könne sich keine Branche entziehen, sie würde am Ende sogar dazu beitragen, dass Berufe verschwinden und neue entstehen. Strategie des Handwerks müsse also sein, technologischen Entwicklungen immer einen Schritt voraus zu sein, damit sich die Einführung von Automatisierungsprozessen gar nicht erst lohne. Die Konferenzen endeten mit einer Darstellung des aktuellen Modernisierungsplans des Bauteil B der Berufsbildungszentren in Hildesheim. Die in den kommenden Tagen beginnende Sanierung eines der größten Bildungszentren der Region ist für insgesamt zwei Jahre angesetzt und wird durch die landes- und bundesseitige Förderung mit rund 11. Mio. Euro realisiert. 

Foto: HWK.