Hollenstedt (red).Der Ortsrat Hollenstedt wendet sich mit Einwänden an die Bundesnetzagentur. Hier ist die gekürzte Form:

"Zwar stehe er grundsätzlich hinter Maßnahmen und Projekten, die im Sinne der Zukunft unserer Kinder, einer lebenswerten Umwelt und und für einen nachhaltigen Umgang mit unseren Ressourcen notwendig seien. Schon vor über 100 Jahren wurde in Hollenstedt Wasserkraft zur Stromerzeugung genutzt. Mit einer eigenen Biogasanlage und vielen, vielen Dächern mit Photovoltaik leistet das Dorf seinen Beitrag zur Energiewende.

Mit dem Vorhaben SÜDLINK – zusätzlich zu anderen Belastungen – sieht der Ortsrat aber die Zukunft des Dorfes ganz konkret gefährdet.

Südlink ist eine gigantische Baumaßnahme, aber das Geld bleibt nicht in der Region. Es wird voraussichtlich kaum Aufträge für Firmen aus der Region geben, es fließen keine Steuern und keine Kaufkraft in die Region. 

Im Umkreis der Gemeinde Hollenstedt (Abstand zum Ortsrand 250 bis 1200 m) findet sich zusätzlich zum SÜDLINK-Vorhaben eine außergewöhnliche Massierung bestehender, im Bau befindlicher bzw. geplanter Infrastruktur:

BAB 7, Bahnstrecke, ICE-Strecke, zwei und eine geplante HS- Leitungen, das Kiesabbaugebiet. Asphaltwerk, Bauvorhaben Windräder, Naturschutzgebiet Northeimer Seenplatte und die Leinepolder.

Alle hier aufgeführten Punkte dienen zwar der Allgemeinheit, aber alle wirken sich auch direkt auf Hollenstedt und seine Einwohner aus. Durch sie ist die Nutzung für Verkehr, Landwirtschaft, Freizeitnutzung, die Entwicklung von Siedlungsflächen und Gewerbeansiedlung in einem weiten Bereich um den Ort eingeschränkt oder ausgeschlossen.

Hollenstedt ist eine vorbildlich funktionierende dörfliche Gemeinschaft

Trotz dieser Einschränkungen ist Hollenstedt eine funktionierende dörfliche Gemeinschaft mit 5 Vollerwerbslandwirten, 8 aktiven Vereinen, 3 Genossen­schaften, freiwilliger Feuerwehr, mehreren Interessengemeinschaften (Friedhofskapelle, Schutzhütte ...) und einer aktiven Kirchengemeinde und einer eigenen Kindertagesstätte und einer Vielzahl von Veranstaltungen und Festen über das ganze Jahr.

Die Sportangebote im Dorf sind vielfältig und richten sich an alle Altersgruppen. Nachbarschaftshilfe und der Zusammenhalt zwischen den Generationen ist sind gelebter Alltag.

So viel gelungenes Dorfleben ist möglich, obwohl im Dorf der größte Versammlungsraum nur 50 Personen fasst, Dorfgemeinschaftshaus und Feuerwehr völlig veraltet und unzureichend sind. Es ist möglich, weil mehr als die Hälfte der Dorfbewohner sich aktiv am Dorfleben beteiligen und dazu beitragen.

Hollenstedt steht für viele junge Familien aus den oben genannten Gründen ganz oben als Wunsch-Wohnort. Leider war es seit Jahrzehnten nicht möglich, ein Baugebiet auszuweisen, da die Stadt Northeim ihre Prioritäten an anderer Stelle sieht.

Der Ortsrat bangt um die Zukunft des Dorfes

Auch eine außergewöhnlich gut funktionierende dörfliche Struktur ist nicht unbegrenzt belastbar. Die zusätzliche Belastung durch die Baustelle des Bauvorhabens Südlink mit einer monatelangen Bauphase, der damit einhergehenden Beeinträchtigung des Verkehrs, sowie die auf Jahre und Jahrzehnte absehbare massive Beeinträchtigung der landwirtschaftlichen Nutzung in der Gemarkung stellen aus Sicht des Ortsrates bedrohen das Fortbestehen Hollenstedts in seiner lebenswerten Form massiv.

Es ist abzusehen, dass mit weiteren Belastungen, wie z. B. den Bau von SÜDLINK

  • die Heimatbindung der Einwohner*innen und damit das Engagement für das Dorf nachlässt.
  • der Zuzug junger Familien nachlässt
  • der Weiterbestand der Kindertagesstätte in Frage gestellt ist
  • das Dorf binnen kurzem überaltert
  • Haus- und Grundbesitzer einen bedeutsamen Wertverlust erleiden
  • Hollenstedt von der Stadt Northeim als sowieso „strukturschwach“ und nicht förderungswürdig angesehen wird und bei Planungen nicht berücksichtigt wird
  • die Landwirte keine Möglichkeit mehr sehen, mit bäuerlicher Landwirtschaft ihre Familien zu ernähren und Verantwortung für unsere Umwelt zu übernehmen.
  • Beeinträchtigung der landwirtschaftlichen Nutzung

Der Bau von SÜDLINK bedeutet für Hollenstedt eine zusätzliche Beeinträchtigung der landwirtschaftlichen Nutzung der Gemarkung Hollenstedt durch eine viele Monate bestehende Großbaustelle, durch Bau und Rückbau von Zuwegungen und Einschränkungen des Ertrages auf unabsehbare Zeit .

Den Beteuerungen, dass schon weniger als 5 Jahre nach den Baumaßnahmen die Landwirtschaft nicht mehr beeinträchtigt sein werde, schenkt der Ortsrat keinen Glauben. Noch heute könne man schließlich – auch im Leinetal - bei Überfliegungen die Spuren steinzeitlicher Wallanlagen auf Ackerflächen sehen, weil sie sich auf den Bewuchs auswirken.

Natur- Landschafts und Gewässerschutz

Die Konzentration von bestehender Infrastruktur und die zeitlich und räumlich zusammenfallenden verschiedenen Baumaßnahmen im Hollenstedter Umfeld stehen in krassem Widerspruch zu bestehenden Maßnahmen zu Natur-, Landschafts- und Gewässerschutz.

Die für die Planungsunterlagen herangezogenen Daten zu Flora und Fauna wurden nach Auskunft einer Tennet-Mitarbeiterin von den Naturschutzbehörden in anderen Zusammenhängen in einem nicht näher bezifferten Zeitraum erhoben. In den letzten Jahren haben sich aber durch Klimawandel, Änderungen bei der Bewirtschaftung der landwirtschaftlichen Flächen, Änderungen des Vogelzuges usw. erhebliche Veränderungen ergeben. Eine Beurteilung der Natur- und Gewässerschutzbelange kann nur auf aktuellen, zeitnah erfassten Daten basieren.

Forderungen des Ortsrates Hollenstedt

Der Ortsrat fordert, die Belange der im Einzugsgebiet lebenden Menschen an erster Stelle zu berücksichtigen. "Der Fortbestand unseres Dorf, der Lebensraum von Menschen darf nicht durch Verfolgung übergeordneter wirtschaftlicher Interessen in Frage gestellt werden. Die Einkesselung unseres Dorfes durch die weitere Infrastrukturmaßnahme Südlink ist nicht hinnehmbar."

Sollte es zum Bau von Südlink in der Gemarkung Hollenstedt kommen, fordert der Ortsrat:

Bei der Ortsratssitzung am 15.05.2019 im Dorfgemeinschaftshaus Hollenstedt erklärte uns Ihre Mitarbeiterin, dass auf den von der Firma KWS in der Gemarkung der benachbarten Domäne Wetze die für die für die Saatzucht bez. als Versuchsfelder genutzten Flächen „unterschossen“ würden. Damit werde der wirtschaftlichen Bedeutung Rechnung getragen. Wir fordern, dass alles, was andernorts mit der Begründung „wirtschaftlicher Bedeutung“ möglich ist, auch zum Nutzen des Fortbestandes unseres Dorfes unternommen wird.

Entschädigungen für die Landwirtschaft entsprechend der tatsächlichen Ertragseinbußen ohne zeitliche Begrenzung

Entschädigungen für den Wertverlust an Haus- und Grundbesitzer

???????Und abschließend verlangt der Ortsrat, für Hollenstedt, was andere Ortschaften schon längstHollenstedt

Südlink ist eine gigantische Baumaßnahme, aber das Geld bleibt nicht in der Region. Es wird voraussichtlich keine Aufträge für Firmen aus der Region geben, es fließen keine Steuern und keine Kaufkraft in die Region. Als Ausgleichsmaßnahmen für das Dorf Hollenstedt fordern wir die Erschließung eines Baugebietes für Wohnbebauung und den Bau eines Mehrzweckgebäudes (Dorfgemeinschaftshaus mit kleiner Sporthalle und Feuerwehrgerätehaus)."

Foto: Symbolbild