Northeim (red). Gehen bedeutet Bewegung – und dabei bewegt sich nicht nur der Körper. Auch die Seele spürt den Freiraum und hat Platz, sich zu strecken und zu dehnen. Ein besonderer Pilgerweg durch Northeim, die „Anhaltepunkte – eine Gedankenwanderung“, wurde als Gemeinschaftsprojekt von Sixti- und Corvinusgemeinde sowie der Northeim-Touristik in Zusammenarbeit mit dem Kirchenkreis Leine-Solling m vergangenen Jahr ins Leben gerufen.

Diese Tour über etwa 13 Kilometer und 18 Stationen hat jetzt im Sommer und Herbst, wenn sich die Blätter so wundervoll bunt färben, einen ganz besonderen Reiz. Die Anhaltepunkte bieten kurze Impulse, die als eben diese Dehnübungen dienen können. Und sie geben Anstöße: zum Schauen und Genießen, zum Nachdenken und Innehalten. So geht es zum Beispiel, natürlich, zum bekannten Reddersen-Haus, dem Northeimer Tourismusbüro. Dort ist auch Start der Gedankenwanderung, wo auch die Broschüren erhältlich sind. So heißt es in der Tourbeschreibung wie folgt: „Wenn du vor dem Reddersen-Haus stehst, blickst du auf ein Gebäude mit einer etwa 600-jährigen Geschichte. Damit ist es das älteste Fachwerkgebäude Northeims. Was es wohl in dieser Zeit erlebt hat?! Wie wäre dein Leben verlaufen, wenn du – so wie das Reddersen-Haus – im Jahr 1420 geboren worden wärst?“

Auch ein Tipp steht noch dabei geschrieben: Während der Öffnungszeiten der Tourist-Info lohnt sich ein Blick ins Haus hinein. In der oberen Etage vermittelt ein kleines Museum, wie Marie Reddersen, die Namensgeberin des Hauses, bis zu ihrem Tod im Jahr 1986 gelebt hat.

Ein wenig Nostalgie zieht mit, aber auch große Dankbarkeit für das „Hier und jetzt“, als es weitergeht: vorbei an der alten Apotheke, an einem Stück der mittelalterlichen Stadtmauer entlang zum alten Friedhof. Passend dazu dieser Gedankengang: „Mauern wehren ab, grenzen aus! So ist es auch mit den Mauern in unseren Köpfen: Sie engen uns ein, versperren uns die Sicht. Meine engen Grenzen - wo brauche ich Weite?“

Mehrere Autorinnen und Autoren aus der Sixti- und der Corvinusgemeinde waren beteiligt, außerdem Helvi Ritter vom Touristikverein Northeim e. V. und Grafikerin Sylvia Ernst („BühneDrei“). Sie haben die Tourbroschüre entworfen, die Interessierte einfach bei der Touristinfo Northeim abholen oder bestellen bekommen. Eine 51 Seiten-umfassende Pdf-Datei ist online erhältlich unter Broschuere-Anhaltepunkte_Web.pdf (northeim.de).

Die Superintendenten Stephanie und Jan von Lingen weisen in ihrem Grußwort darauf hin, die (be)sinnliche Tour mit Pilgeraugen zu sehen: „Immer mehr Menschen brechen auf, um zu pilgern. Der Grundgedanke ist die Entschleunigung. Pilgerwege sind Seelenwege.“

Was die „Macher“ der Anhaltepunkte-Pilgertour noch mit auf den Weg geben? „Lass deine Füße und deine Gedanken wandern und spüre, wie sich die einzelnen Anhaltepunkte mit deinem Leben verknüpfen lassen. Auf dem Weg hast du Zeit, nach Antworten zu suchen und dir selbst oder Gott auf die Spur zu kommen.“ Und immer dran denken: Der Weg ist das Ziel!

Hier noch einige Tipps aus dem Tourguide:

  • Der gesamte Weg umfasst 18 Stationen und ist etwa 13 Kilometer lang.
  • Die komplette Tour dauert etwa vier bis fünf Stunden.
  • Es empfiehlt sich festes Schuhwerk.
  • Zur besseren Orientierung gibt es Plaketten mit Logo auf dem Weg
  • Es gibt Abkürzungsmöglichkeiten. Diese sind auf der Karte (Seite 26/27) durch gestrichelte Linien markiert.
  • Die Route eignet sich leider nicht für Rollstuhl oder Kinderwagen, da es auch schmale und nicht ausgebaute Wege gibt.
  • Die Wanderung erfolgt auf eigene Gefahr.
  • Stift dabeihaben, um die eigenen Gedanken zu notieren (Seite 50/51).
  • Handy nach dem Pilgern wieder einschalten – oder eben gerade nicht! ;-)

Foto: Doller