Northeim (red). Der Northeimer Kommunikationscoach Lukas Seidel hielt beim erweiterten Teamvorstand des JägerInnen Südniedersachsen e. V. einen Impulsvortrag zur Inklusion behinderter Menschen. Der Teamvorstand des Vereins will künftig gezielt inklusiver handeln.
In Südniedersachsen kennt man Lukas Seidel. Seit vielen Jahren setzt sich der Northeimer Organisationsentwickler und Kommunikationscoach für Menschen mit Behinderungen ein. Der Verein JägerInnen Südniedersachsen e. V. ist eine offene Gemeinschaft aktiver Jägerinnen und Jäger, die gemeinsam Veranstaltungen organisiert. Insbesondere Jägerinnen können sich dort vielfach freier verhalten als in von Männern dominierten Jagdatmosphären. Aktuell lud der erweiterte Teamvorstand Lukas Seidel zu einem Impulsvortrag ein. Das Thema: Gelebte Inklusion – darunter versteht man unter anderem die Gleichbehandlung von Menschen mit Behinderungen im sozialen, beruflichen und schulischen Umfeld.
Komme ich hin, komme ich rein, kann ich bleiben, komme ich raus und wieder heim?
„Für mich ist Inklusion keine Theorie, sondern Alltag“, sagt Lukas Seidel. Seit seinem elften Lebensjahr sitzt er im Rollstuhl, und seine Worte verdeutlichen, dass es bei gelebter Inklusion weit über bloße Barrierefreiheit hinausgeht: Sie ist eine Frage der Haltung, des Respekts und der bewussten Einladungskultur.
„Schon die Formulierung und Gestaltung einer Einladung können entscheiden, ob Menschen mit Behinderung an einer Veranstaltung teilnehmen“, betont der 34-Jährige. „Denn ein Mensch im Rollstuhl fragt sich zuerst: Komme ich dort hin? Komme ich da rein? Kann ich dort bleiben? Komme ich raus und wieder heim?“ Für die Antworten auf diese Fragen sei entscheidend, dass Veranstalter Informationen zu Barrierefreiheit, Begleitmöglichkeiten, Sprache und Erreichbarkeit klar kommunizieren – gern auch mit Rollstuhlsymbol oder einfachen Formulierungen.
Behindert wird man durch Barrieren
Besonders eindrücklich ist Lukas Seidels Perspektive auf den Begriff der Behinderung: „Nur ein kleiner Teil von Behinderungen ist angeboren – die meisten entstehen im Lauf des Lebens“, sagt er und hebt hervor: „Behinderungen sind keine Randerscheinungen. Sie sind eine Realität. Sie betreffen viele von uns irgendwann. Behindert ist man dann meist nicht an sich, sondern wird es durch Barrieren.“
JägerInnen Südniedersachsen: Rücksicht nehmen und Vielfalt respektieren
Die Mitglieder der JägerInnen Südniedersachsen stammen aus unterschiedlichen Milieus: Sie sind Selbständige, Angestellte, Berufsjägerinnen, Akademikerinnen, Handwerkerinnen, Studierende und Schülerinnen. Freude und gemeinsame Erlebnisse sind für sie bedeutsamer als traditionelle Rollenbilder. „Ihr beschäftigt euch mit Natur, Verantwortung und Achtsamkeit. Genau das braucht auch Inklusion: Rücksicht nehmen und Vielfalt respektieren“, sagt Lukas Seidel und betont: „Inklusion ist keine Extrawurst, sondern eine Haltung!“
Abschließend bringt der Coach seine Wahrnehmung auf den Punkt: „So wie ihr bei der Jagd Rücksicht auf Naturkreisläufe nehmt, nehmt ihr Rücksicht auf Menschen.“
Dankbar für die Denkanstöße
Der erweiterte Teamvorstand der JägerInnen Südniedersachsen zeigte sich beeindruckt und dankbar für die Denkanstöße. „Lukas Seidel hat uns eindrucksvoll gezeigt, dass Inklusion mit kleinen, bewussten Schritten beginnt und im Vereinsleben ganz selbstverständlich mitgedacht werden sollte“, lautete das gemeinsame Fazit. Aufbauend auf Lukas Seidels Vortrag will sich der Teamvorstand des JägerInnen Südniedersachsen e. V. künftig gezielt bemühen, inklusiver zu handeln.
Zusatzinformation: Die Jagd wird weiblicher
Nach Zahlen des Deutschen Jagdverbandes (DJV) ist der Anteil der Frauen in Jungjäger-Lehrgängen zwischen 2012 und 2022 von 20 auf 28 Prozent gestiegen. Das Durchschnittsalter der Teilnehmerinnen sank im selben Zeitraum von 36 auf 33 Jahre. Der Anteil der Teilnehmenden, die vor ihrer jagdlichen Ausbildung keine Erfahrungen mit der Jagd sammeln konnten, ist seit 2011 von 15 auf 26 Prozent gestiegen.
Foto: JägerInnen Südniedersachsen e.V