Northeim (red). Im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Runder Tisch Inklusion und Teilhabe“ des Vereins Pro Inklusion e.V. war diesmal das Team des ROCKHARZ-Festivals mit seinem inklusiven Projekt „Kultur für Alle“ zu Gast. Die Veranstaltungsreihe findet viermal im Jahr statt und bietet Raum für Austausch, Information und neue Impulse rund um Teilhabe. Organisiert und begleitet wurde der Abend von Projektmitarbeiterin Hannah Bellmann.
ROCKHARZ als Beispiel für gelebte Inklusion
ROCKHARZ, das jährlich auf dem Flugplatzgelände in Ballenstedt im Harz stattfindet, zählt mit rund 25.000 Besucherinnen und Besuchern zu den größten Metal-Festivals Deutschlands. Gleichzeitig zeigt das Festival, dass auch Großveranstaltungen Raum für Teilhabe und Gemeinschaft bieten können, wenn Barrierearmut, Offenheit und Austausch konsequent mitgedacht werden.
Christel Eppenstein, stellvertretende Vorsitzende von Pro Inklusion e.V., begrüßte die Gäste und ließ sich – nach eigenen Worten auch als Nicht-Metal-Fan – von den vielfältigen inklusiven Ansätzen des Festivals überzeugen.
Logistik, Engagement und konkrete Maßnahmen
Das ROCKHARZ-Inklusionsteam machte deutlich, wie viel organisatorischer Aufwand notwendig ist, um ein Event dieser Größenordnung für möglichst viele Menschen zugänglich zu gestalten. Vorgestellt wurden unter anderem Maßnahmen wie ein exklusiver Kommunikationskanal im Vorfeld des Festivals, eine rund um die Uhr erreichbare Anlaufstelle, ein spezielles Inklusions-Camp sowie barrierefreie Wege auf dem Gelände.
Zum Konzept gehören außerdem extra große Duschcontainer, E-Rollstuhl-gerechte mobile Toiletten, freier Eintritt für Assistenzkräfte, ein 24-Stunden-Pflegedienst im Schichtbetrieb sowie ein Pflegecontainer mit Pflegeliege und Deckenlifter. Ergänzt wird das Angebot durch ein mobiles Sanitätshaus, einen E-Rollstuhl- und Rollstuhlverleih, eine speziell programmierte Navigations-App für sehbehinderte Menschen sowie ein Dialyse-Shuttle. Auch sogenannte Sunflower-Badges für Menschen mit nicht sichtbaren Behinderungen sind Teil des Konzepts.
Austausch als Schlüssel zur Weiterentwicklung
Björn, selbst Rollstuhlfahrer und im Team für Inklusion und Kommunikation zuständig, betonte offen die Grenzen des Machbaren: Nicht alles könne für alle vollständig barrierefrei gestaltet werden. Entscheidend sei jedoch, Kritik ernst zu nehmen, gemeinsam nach Lösungen zu suchen und sich kontinuierlich weiterzuentwickeln.
Ziel des Projekts „Kultur für Alle“ ist es, bewährte Methoden zu sammeln, Materialien bereitzustellen, andere Veranstalter professionell zu beraten und finanzielle Unterstützung zu sichern. Barrierefreiheit soll damit nicht Ausnahme, sondern selbstverständlicher Standard werden.
Pro Inklusion e.V. zeigte sich erfreut, mit dem „Runden Tisch“ einen öffentlichen Raum für diese Impulse zu schaffen, und hofft, dass weitere Kultur- und Sportveranstalter im Landkreis Northeim diesem Beispiel folgen.
Foto: S. Ohmes