Northeim (hakö). Der hohe Anspruch schwebt seit Monaten über der Kreismetropole: "Sportstadt Northeim". Nicht wenige Bürger aus einflussreichen Kreisen wünschen sich sogar Hinweisschilder auf der Autobahn. Groß, deutlich, animierend, bei nächster Gelegenheit mal abzufahren und Sportstätten aufzusuchen, um einzutauchen in niveauvollen Amateursport an der Rhume. Aber, wo steht der Sport? Wie ist der Pegelstand? Ist das Anspruchsdenken berechtigt? "Quo vadis Sport NOM"?

Hat Northeim wirklich das Image einer eher langweiligen Beamtenstadt ablegen können und steht kurz vor der Ernennung zur "Sportstadt"? Wie sieht es zum Beispiel aus beim Fußball und Handball? Beide Vereine, der FC Eintracht Northeim und der Northeimer Handball Club / NHC haben Ambitionen, träumen von höheren Ligen, um endlich den weißen Fleck im südlichen Niedersachsen verschwinden zu lassen nach dem Untergang einst so renommierter Vereine, wie Einbeck 05/SVG Einbeck, Göttingen 05, und mit Blick über die Landesgrenze, Hessen Kassel. Das war mal großer Fußball, der die Massen elektrisierte und ins prallvolle Stadion lockte.

Heute geht der erste Blick zum vor 26 Jahren gegründeten FC Eintracht Northeim. Und zu den mitunter grandios aufspielenden Handballern des NHC. Vorzeigeclubs! Wirklich? Da begibt sich eine noch vor der Saison hoch gelobte Oberliga-Mannschaft und ihr neues Umfeld in diesen Frühlingstagen doch tatsächlich noch einmal auf selbst produziertes, dünnes Eis und riskiert mit Niederlagen in Folge und neuerdings auch "Verbalattacken" und Wutreden des Trainers gegen angebliche Pöbler im altehrwürdigen Gustav-Wegner-Stadion, in die Gefahr, Vertrauensvorschuß ganz schnell "über den rechten Flügel" zu verspielen. Unglaubliche Szenen, die nachwirken werden. Für die Öffentlichkeit lächerlich, entgleisend und laienhaft und Ausdruck "labiler Kondition", am Menschen, am treuen Fan vorbei.

Ein sich ständig in der Medienlandschaft produzierender, junger Übungsleiter, unerfahren und abgehoben wirkend, gibt kein gutes Bild. An Stammtischen diskutiert man "Arroganz" und "Selbstüberschätzung". Höhepunkt war im letzten Heimspiel gegen die "Kicker vom Fliegerhorst", den 1.FC Wunstorf, sein Ausraster am Mikrofon, als er "pöbelnden" Fans riet, bei Heimspielen doch lieber die Eisdiele aufzusuchen. Ein Vorgang, der noch einmal im Vorstand beleuchtet werden sollte. Muß! Eine Entgleisung. Einfach profillos. Gift für die Außenwirkung  des über lange Jahre äußerst seriös geführten Vereins. "Rote Karte" für die Fans.

Zählt man die Zuschauer, so sind 200 und weniger Fans im weiten Rund im Schnitt pro Spiel doch eher blamabel. Spelle-Venhaus oder Uphusen hauen einen auch nicht vom Hocker. Attraktive Gegner haben andere Namen. Macht es den Spielern im oberen Herrenbereich wirklich noch Spaß, vor Ausschluß der Öffentlichkeit auf Torejagd zu gehen? Auch bei einem anvisierten Aufstieg in die Regionalliga kämen kaum mehr Zuschauer. Woran liegt das?

Mal ernsthaft darüber nachdenken und sich liebevoll um Fans, um eine blühende Fankultur bemühen. Ein Fanbeauftragter sollte seine Aufgaben kennen. Die Eintracht-Spitze schweigt. Kein Wort der Entschuldigung. Fehlt etwa die Verbundenheit zu Northeim, zu seinen Bürgern, zur Gesellschaft? Ließen unter Ex-FC-Boß Wolfgang Hermann noch Freundschaftsspiele unter anderem gegen Hannover 96, Eintracht Braunschweig, Mainz 05 mit Trainerlegende "Kloppo"(!) und gegen VfL Wolfsburg das Fußballherz höher schlagen, wie auch Public Viewing 2006 mit live-Übertragungen der WM-Spiele der deutschen Mannschaft auf dem brechend vollen Münsterplatz, passiert heute auf der "Insel der Kicker" nichts, absolut nichts, um den Fans auch mal "Danke" zu sagen.

Die PR-Arbeit hat deutlich an Format verloren. Für die Bürger scheint die Identifikation mit dem Fußball verloren zu gehen. Früher undenkbar. Schade.

Ganz anders die Stimmung beim Northeimer Handball Club. Geschickt der Schachzug, ein Spitzenspiel um Punkte in Göttingen austragen zu lassen und damit beste Werbung in und für die Region zu machen. Der NHC - schon längst ein Sympathieträger. Das freut insbesondere neben den heißen, trommelnden, laut anfeuernden Fans natürlich die Sponsoren. Eine intelligente Vereinsstrategie. Der NHC hat sie eben, eine tief in Northeim verwurzelte, professionelle Chefetage, eine glänzende Nachwuchsarbeit und ein engagiertes Team an Ehrenamtlichen. Die Säulen für den Erfolg. Da greifen die Mechanismen. Die Zuschauerzahl steigt ständig. Viele kommen vom Fußball, um großen Sport zu erleben.

Gegen den Ex-Europapokalsieger und mehrfachen Deutschen Meister TV Großwallstadt  kamen erst kürzlich 1.500  Zuschauer in die Sparkassen-Arena in Göttingen und sahen einen sensationellen Sieg der Northeimer.

NHC-Chef Knut Freter und seine Marketingabteilung um Oliver Kirch gebührt Lob und Anerkennung für eine tolle, nie blendende, Werbung für den Handballsport. Das seit Jahren schon. Die Handballer halten jedenfalls das Schild "Sportstadt Northeim" ganz hoch, sind Vorbilder. Die Fans folgen und das gern. Auch in neuer Großsporthalle am Schuhwall auf dem ehemaligen Gelände der Realschule. Was für ein Sportzentrum: Schwimmhalle mit 50 Meter-Bahn, neue Skateranlage und bald schon eine neue Handballbühne.

Vorschlag: Wir Sportfans treffen uns auf Anraten des FC Eintracht Northeim zum 30jährigen Vereinsjubiläum der Fußballer in einer Northeimer Eisdiele, in Erinnerung an die guten, alten Zeiten im Stadion unter fürsorglicher Clubführung und in Freude über unsere Handballer, die dann sicherlich schon in der 2. Bundesliga spielen vor einem begeisterten Publikum. Der NHC wird den Namen unserer Stadt weiterhin hinaus tragen in die Welt der Sportler und das vor dem Hintergrund hoher Fankultur. Danke NHC!

Zurück zum Fußball. Vielleicht sollten der FC Eintracht Northeim, Göttingen 05, SVG Göttingen, VfR Osterode und die SVG Einbeck mal ernsthaft über eine Fusion nachdenken, ein neues gemeinsames Stadion an der Autobahn bauen, dazu ein Fußball-Internat, um als Großverein mindestens 3. Bundesliga zu spielen. Zuschauer, Fan-Gruppen kämen aus der ganzen Harz-Weser-Region in ein großes Stadion. Der Nachwuchs würde jubeln. Hauptsponsoren würden konkurrieren um die Gunst der Ballartisten. Allein schaffen es die genannten Traditionsclubs bestimmt nicht, in höhere Ligen aufzusteigen. Das zur Diskussion.