Kommentar von Hartmut Kölling

Northeim (hakö). Eines vorweg: Der FC Eintracht Northeim spielt eine tolle Saison. Es stimmt einfach alles bei der 1. Herrenmannschaft: Einsatz, Selbstvertrauen, Technik. Träumen ist deshalb wohl erlaubt vom Aufstieg in die Regionalliga. Sportlich scheint beim 27-jährigen Club alles im Reinen.

Kritik kommt aus einer ganz anderen Richtung. Nach Mickie Krauses ("Schatzi schenk mir ein Foto") demonstrativen Fernbleiben auf der "Bühne der Lust und des musikalischen Frohsinns" hat nun auch die Absage der Eintracht-Verantwortlichen "kein Osterfeuer auf dem Mühlenanger" für Unmut bei den treuen Fans und Sympathisanten des ambitionierten Oberligisten gesorgt. Angeblich mangele es an Ressourcen im Bereich Ehrenamt, hieß es kürzlich in der öffentlich gemachten Begründung.

Rückblick: Die legendären Osterfeuer der Eintracht hatten stets Tradition inmitten der Stadt. Familien, Freunde trafen sich mit Kindern auf dem Mühlenanger. Das war Kult. Das paßte nicht selten auch schon mal nach einem Punktspiel vor heimischer Kulisse am Ostersamstag. Der Stadionsprecher rief nach dem Schlußpfiff auf zum gemeinsamen Gang auf den nahe gelegenen Osterfeuer-Platz. Hier wartete das große Team der Ehrenamtlichen. Sie waren tagelang im Einsatz für das Allgemeinwohl. 

Da gab es Fackeln und viel Licht. Die Vereinsfarben leuchteten, machten Werbung für einen "Verein zum Anfassen", für eine Eintracht, in der vor allem auch Breitensport gepflegt wurde und die erfolgreiche Jugendarbeit weit in die Region strahlte.

Der Eintracht-Vorstand hatte in jener Zeit seine gesellschaftliche Verantwortung erkannt. Die Kreisstadt identifizierte sich mit ihrer Eintracht. Die meisten Spieler hatten ihre Wurzeln in Northeim. Der von Wolfgang Hermann geführte Vorzeige-Club von der Rhume hielt den Ball flach, spielte Doppelpaß mit den Fans und auch Bürgern. Erfolgreiche Integration und der Aufbau einer Damenabteilung waren eine Herzensangelegenheit. Der FCE wurde geliebt und verehrt.

Man darf gespannt sein, wie die Eintracht wieder Nähe findet und in welchem Rahmen Events außerhalb des Stadions "für alle" anbietet. Das Lichterfest macht die Runde und läßt hoffen. Schön wäre es und das bitte Generationen übergreifend. Der Fan wartet, möchte mit derartigen Veranstaltungen für seine Treue belohnt werden. Nur ständig dem Leistungssport mit "Sprechblasen" eine Bühne zu geben, ist zu wenig. Da kann auch mal schnell die Luft rausgehen, wenn Ziele nicht erreicht werden. Immer schön auf dem Boden bleiben.

Der Eintracht-Fan "in den besten Jahren" erinnert sich nur zu gern an die Zeiten, wo zum Beispiel Bundesligisten zu Freundschaftsspielen nach Northeim kamen und die Kassen klingeln ließen. Unter anderem waren Jürgen Klopp mit Mainz 05 und Mirko Slomka mit Hannover 96 als bejubelte Top-Trainer bei der Eintracht zu Gast und das vor großer Kulisse.

Auf der Tribüne in jenen Tagen unter anderem viel Prominenz: Wirtschaftsbosse, Sponsoren, Ratsherren, Schulleiter, Verbandsfunktionäre, Verwaltungschefs. Hier traf man sich. Und deswegen sollte der Verein stets auch Angebote machen für Zusammenkünfte fernab vom grünen Rasen. Das Osterfeuer wäre eine Option gewesen, sich kennenzulernen, sich auszutauschen mitten in Northeim. 

Aber das scheint man in der Chefetage bewußt "umkurvt" zu haben in diesem Jahr, emotional fokussiert allein auf den unbedingten Aufstieg in die Regionalliga und das Weiterkommen, das Erreichen des Finales im NFV-Pokal. Bestimmt ein Thema beim Besuch der Osterfeuer in Hollenstedt, Hillerse oder Höckelheim. Dort wird Brauchtum gepflegt, nicht nur beim Karneval.

News wünscht fröhliche Ostern. Daumenhalten für die Eintracht. Sie spielt am Ostermontag um 15 Uhr vor eigenem Publikum das mit Spannung erwartete NFV-Pokal-Halbfinale gegen Liga-Konkurrent TuS Bersenbrück. Der Sieger der Begegnung wird in Hannover im Endspiel um den Einzug in den DFB-Pokal 2019/20 spielen.

Auf der Eintracht-Seite im Internet der kurze Hinweis: "Da es sich um ein Pokalspiel handelt und die Einnahmen mit dem Gastverein geteilt werden, entfällt der freie Eintritt für Vereinsmitglieder". Mitglieder, die sich stets auch ehrenamtlich einbringen und viel Zeit opfern. Und sie waren einmal die wichtigsten Säulen bei Eintracht Northeim: "Jugend-Ehrenamt-Sponsoren".

Foto: Symbolbild