Einbeck/ Northeim (r). Der Rotary Club (RC) Einbeck-Northeim ließ sich über die Situation der geförderten Schule in Afghanistan im Rahmen eines Präsenz- und Online-Meetings durch den Vorstand des gemeinnützigen Vereins unterrichten.

Nach der ersten Afghanistan-Konferenz in Königswinter 2001 war erstmalig der Aufbau von Schulen für Mädchen möglich, bis dahin durften Mädchen bzw. Frauen nicht an schulischer Bildung teilhaben.

Die Atefa* Schule –heute Atefa Gymnasium- in Estalef, 50 km nördlich von Kabul in über 2000 Meter Höhe, war eine der ersten Schulen für Mädchen. Durch berufliche Kontakte von Clubmitglied Dr. Alois Kühn (Einbeck) und die mehrfachen Reisen dorthin entstand sehr früh die Verbindung und das Vertrauen in den Aufbau dieser Schule.

Jetzt berichtete das aus Lüdenscheid angereiste Vorstands-Ehepaar Rolf und Dr. Arnhild Scholten aus dem Trägerverein über die Entwicklung und den aktuellen Stand der Schule.

Sie wurde 2003 durch den Lüdenscheider Urologen Dr. Anwar Nabiyar gegründet. Nach anfänglichem Unterricht unter freiem Himmel entstanden im Laufe der Zeit die Gebäude, die mit Spendengeldern laufend erweitert wurden. Ein wesentlicher Schritt war der Bau zeitgemäßer Sanitär-Einrichtungen mit Hilfe unseres Clubs und der deutschen Botschaft.

Laut Frau Dr. Scholten ist die Verfügbarkeit geeigneter Gebäude aber nur ein Problem unter vielen. Vor allem müssen die Lehrerinnen gewonnen und gehalten werden. Sie werden jeden Tag mit einem Kleinbus von Kabul hin- und hergefahren. Die Kosten dafür trägt der Trägerverein Eschan e.V. in Lüdenscheid.

Gegenwärtig werden dort über 600 Mädchen unterrichtet. Die ersten Schülerinnen haben bereits ein Studium absolviert. Sie sind Lehrerinnen (72), Hebammen (46), Medizinerinnen (7) usw. Manche studieren auch Betriebswirtschaft, Informatik, Sprachen, Zahnmedizin Insgesamt haben über 200 Mädchen mit Hilfe von Stipendien eine Ausbildung absolviert, 42 davon durch den RC Einbeck-Northeim.

Diese jungen Frauen sind nun in Berufen tätig, die in Afghanistan unbedingt gebraucht werden und nähren die Hoffnung auf Frieden im Lande.

In der Diskussion kam natürlich auch die Frage nach der Sicherheitslage auf:

Von großer Wichtigkeit ist die örtliche Akzeptanz der Schule. Sie ergibt sich durch Aufträge an örtliche Handwerker bei Bauten und Einrichtungen.

Noch wichtiger ist aber die Zustimmung der Eltern. Normalerweise werden Mädchen im Alter von 11 bis 16 Jahren verheiratet. Damit ist jede Bildungsmöglichkeit vorbei. Eine positive Einstellung insbesondere der Väter ist aber durch Übernahmen von Patenschaften bzw. durch das Schulgeld aus Spenden zu erzielen

Es ist sichergestellt, dass dieses Geld bei den Schülerinnen ankommt, die neben ihren schulischen Aufwendungen aber auch die Haushaltkasse der Eltern entlasten und damit für eine positive Stimmung des Vaters sorgen.

Eine große Sorge wurde wiederholt deutlich: Was passiert, wenn die Amerikaner abziehen? Es gibt aber wohl Hinweise, dass örtliche Talibanführer ein familiäres Interesse am Bestand der Schule haben. Es bleibt die Hoffnung, dass die Zeit auch hier positive Einsichten und Entwicklungen bringt.

Abschließend bedankten sich Herr und Frau Dr. Scholten für die langjährige Unterstützung der Schule, unter anderem durch Geldspenden von ca. 90000,- Euro.

Unser Präsident, Dr. Alexander Coenen, online zugeschaltet, hat als Dank für den informativen Abend 20 Jahresstipendien aus unserem Club zugesagt: „Gut angelegtes Geld für den Frieden in der Welt“

Foto: RC Einbeck-Northeim