Northeim (hakö). "Erinnerungen streicheln die Seele, gerade in dieser schwierigen Zeit", davon sind die beiden Northeimer Christian Klein (30) und Andreas Toczkowski (30) vollends überzeugt. Sie haben in der Jugend beim FC Eintracht Northeim gespielt und kicken heute beim SV Höckelheim. Die Corona-Krise beschäftigt beide zunehmend.

In einem Gespräch mit News-Redakteur Hartmut Kölling betonten sie, daß sie sich zwar weitestgehend abgefunden hätten mit der Situation und den Auflagen, mit all den Einschnitten im Alltag, sie aber gerade jetzt oft die Familie aufsuchen, um über die guten, alten Zeiten auch bei der Eintracht zu sprechen. Zudem gibt es genug Beschäftigung, für Christian Klein in seinem Schrebergarten in der Südstadt, für Andreas Toczkowski als Familienvater. 

Begeistert blättern sie noch einmal im offiziellen Rückblick auf die Fußball WM 2006 mit den unvergeßlichen Live-Übertragungen der Spiele der deutschen Elf auf dem Northeimer Münsterplatz, zu denen insgesamt weit über 20.000 Fans kamen, betreut von immerhin 120 ehrenamtlich Tätigen aus Eintracht-Reihen. Darunter auch der damals 16jährige Andreas Toczkowski mit Eltern und Großeltern. Bilder, die man nicht vergißt ein Leben lang.

Zur Erinnerung: Weltmeister wurde 2006 Italien mit einem 6:4 über Frankreich. Den dritten Rang belegte die deutsche Elf mit einem 3:1 über Portugal. Der damalige Pressesprecher des von Wolfgang Hermann geführten Veranstalters FC Eintracht Northeim, Hartmut Kölling, hatte vom 9. Juni bis 9. Juli Momente in Bildern fest gehalten. Siehe Fotoleiste im Anhang. ### Auch, wenn es aktuell ausgesprochen ruhig auf den Straßen und Plätzen der Kreisstadt ist, die Hoffnung bleibt, daß sich dieser Zustand bald wieder ändert, wenn alle den Kopf hoch halten und sich in konsequenter Disziplin üben. Dann kommt auch wieder Leben in die Stadt. Dann kommen sie wieder, die großen Events auf dem Münsterplatz. 

Beide, Christian Klein und Andreas Toczkowski, schütteten im Interview ihr Herz aus, obwohl sie sich mit dem Teil-Lockdown abgefunden haben. "Die Verzweiflung ist schon vorhanden. Auch das Mitgefühl für die Gastronomie", meint Christian Klein. "Ich versuche aber, zu mir selbst zu finden, habe zum Beispiel die Natur entdeckt und mache mit meiner Freundin mit bei der Harzer Wandernadel. Ich bin an der frischen Luft. Das tut gut". Andreas Toczkowski fügt hinzu: "Ich vermisse besonders die Ü30-Kultparty bei Auto-Dörge, aber auch das Weinfest und den Klostermarkt. Wir brauchen jetzt ganz viel Geduld". 

Mit Blick auf den aktuellen Zustand in Northeim meint Christian Klein: "Die Innenstadt lässt immer mehr nach. Es gibt wirklich wenige Lichtblicke. Die Leerstände sind schrecklich. Abwarten, wie sich Corona noch auswirkt auf die bestehenden Geschäfte und das Personal. Ich wünsche mir mehr Freizeitangebote im Herzen der Innenstadt. Kreative Ideen sind gefragt für ein Wohlfühl-Szenario. Kurze Wege macht unsere Stadt attraktiv. Schade, daß Kunst und Kultur im Moment nicht statt finden. Sie sind so wichtig für die Seele und bewahren die Menschen vor möglichen Depressionen". 

Andreas Toczkowski befürchtet, daß nach WILVORST ein weiteres Großunternehmen seine Produktion aus der Northeimer Südstadt nach Polen verlegt. Gerüchte würden bereits die Runde machen. Ihren absoluten Lieblingsplatz in Northeim werden beide auch in Zukunft gern aufsuchen: Den Freizeitsee mit dem herrlichen Rundweg. News bedankt sich für das spontane, ehrliche Gespräch.

Fotos: Hartmut Kölling