Northeim (lpd). Mit einem innovativen Projekt könnte der Landkreis Northeim künftig noch stärker für Teilhabe und Demokratiebildung eintreten: Ein sogenanntes mobiles Demokratiezentrum soll ab Frühjahr 2026 im gesamten Kreisgebiet unterwegs sein und den Austausch mit den Bürgerinnen und Bürgern suchen. Im Focus sind dabei insbesondere Orte und Personengruppen, die schlechter angebunden oder weniger mobil sind, um die Teilhabechancen aller zu erhöhen.
Landrätin Astrid Klinkert-Kittel hat die Initiative auf den Weg gebracht. Die Entscheidung wird der Kreistag voraussichtlich am 20. Juni treffen. Bereits jetzt liegt die öffentliche Drucksache mit dem Konzept zur vorbereitenden Beratung im Ausschuss für Personal und Finanzen vor.
„Demokratieförderung darf nicht an Mobilitäts- oder Infrastrukturgrenzen scheitern. Wir wollen mit dem mobilen Zentrum einen direkten Zugang zu Information, Diskussion und Mitgestaltung ermöglichen – niedrigschwellig, flexibel und vor Ort“, so die Landrätin.
Demokratie auf Rädern
Herzstück des Projekts ist ein Kleinbus, der mit vielseitigem Material für Bildungs- und Beteiligungsformate ausgestattet wird – darunter Info-Materialien, RollUps, Pop-Up-Elemente und partizipative Angebote. Damit kann innerhalb kürzester Zeit an wechselnden Orten ein Begegnungs- und Diskussionsraum entstehen: auf Dorffesten, Schulhöfen, Wochenmärkten oder Vereinsveranstaltungen.
Umgesetzt werden soll das mobile Demokratiezentrum durch ein Team bestehend aus der Beauftragten für Demokratieförderung, Dr. Katharina Trittel (Projektkoordination) und einer neu geschaffenen Teilzeitstelle, die für die Umsetzung des Mobilen Demokratiezentrums in der Fläche zuständig ist. Der Bus soll unter anderem Workshops, offene Demokratie-Gespräche, Planspiele oder Diskussionen zu aktuellen Themen anbieten – auch in Kooperation mit Schulen, Jugendzentren, Gemeinden oder sozialen Trägern.
Für das Projekt ist eine Förderung durch die Zukunftsregion Südniedersachsen vorgesehen. Der entsprechende Antrag wird derzeit vorbereitet. Das Projektvolumen beträgt rund 269.000 Euro für eine dreijährige Laufzeit (Dezember 2025 bis November 2028). Rund 108.000 Euro sollen durch Fördermittel gedeckt werden, den Rest soll der Landkreis übernehmen.
Die von der Landrätin in Auftrag gegebene Bedarfsanalyse zeigt, dass sich die Menschen im Landkreis niedrigschwellige Begegnungsorte und-anlässe sowie eine Verbesserung der demokratischen Diskussionskultur wünschen. „Mit dem mobilen Demokratiezentrum setzen wir genau dort an, wo Demokratie erfahrbar werden muss: im Alltag, in der Nachbarschaft, vor der Haustür,“ sagt Landrätin Klinkert-Kittel. „Wir wollen ins Gespräch kommen, unsere Arbeit vorstellen und den Menschen im Landkreis für sie gut erreichbare Angebote machen.“
Das Projekt soll in enger Zusammenarbeit mit der Partnerschaft für Demokratie im Landkreis Northeim umgesetzt und von Akteuren aus Bereichen wie Integration, Gleichstellung und Jugendarbeit begleitet werden. Auch Kooperationen mit anderen Kommunen – etwa mit Göttingen – sind denkbar.
Zwei Jahre nach Projektbeginn ist eine Evaluation durch die Kreispolitik vorgesehen, um über die Verstetigung des Angebots zu entscheiden.
Hintergrund
Die Idee zum mobilen Demokratiezentrum ist eng mit einer umfassenden Bedarfsanalyse verknüpft, die das Referat für Demokratieförderung des Landkreises Northeim durchführt. Ein Bestandteil ist eine landkreisweite Umfrage, an der über 800 Bürgerinnen und Bürger teilgenommen haben. Sie verdeutlicht den Wunsch nach mehr Begegnungsräumen, unmittelbaren Diskussionsmöglichkeiten und flexiblen Beteiligungsangeboten – insbesondere außerhalb zentraler Orte.