Northeim (red). Am 9. Mai wird jährlich der Europatag gefeiert. An der BBS 1 Northeim Europa-Schule nahm man dies zum Anlass, die 21 Absolventinnen und Absolventen der Zusatzqualifikation „Europakaufmann/-kauffrau“ zu verabschieden. Gemeinsam mit ihnen freuten sich zahlreiche Gäste, die in einer Feierstunde nicht nur der Überreichung der Abschlusszeugnisse und IHK-Zertifikate beiwohnten, sondern auch sehr interessante Berichte und Präsentationen über die vielfältigen Auslandspraktikumserfahrungen der Absolventen erleben durften.
„Sie alle haben in den vergangenen Monaten und Jahren viel Einsatz, Lernbereitschaft und Offenheit gegenüber neuen Lernerfahrungen bewiesen“, sagte Torsten Glaser, Behördenleiter des Regionalen Landesamtes für Schule und Bildung in Braunschweig, der sich sehr beeindruckt von den erbrachten Leistungen zeigte und die Abschlusszeugnisse überreichte. „In einer zunehmend vernetzten Welt ist Offenheit eine der wichtigsten Fertigkeiten, die Sie sich nur aneignen können.“ Durch Programme wie ERASMUS Plus und natürlich auch Schulpartnerschaften werde dies möglich. „Das erreichte Zertifikat macht Sie zu begehrten Fachkräften in einer globalisierten Wirtschaft. Bleiben Sie auch zukünftig ein Leuchtturm europäischer Bildung, an dem sich andere orientieren dürfen.“
Hinter diesem Erfolg stecke allerdings auch eine Menge Arbeit, betonte Europakaufleute-Teamleiter Marcus Krohn. In den vergangenen zwei Jahren haben seine Schülerinnen und Schüler parallel zur normalen kaufmännischen Ausbildung in etwa 80 Abendsitzungen sowie an mehreren Samstagen zusätzlichen Unterricht erhalten – darunter Fremdsprachen- und Lernfeldunterricht im Bereich internationale Geschäftsprozesse. Insgesamt kamen so rund 360 Stunden zusätzliche Unterrichtszeit zusammen. Hinzu kam ein mindestens dreiwöchiges Auslandspraktikum in Betrieben in zehn europäischen Ländern – Belgien, Malta, Niederlande, Norwegen, Österreich, Polen, Rumänien, Spanien, Tschechische Republik und Ungarn – sowie ein außereuropäisches Praktikum in Australien.
„Wir sind stolz auf Ihren Erfolg, und der kann sich mit einer Durchschnittsabschlussnote von 2,1 wirklich sehen lassen“, so Krohn. Als bester Absolvent wurde Larson Brockmann (Coherent Lasersystems GmbH) mit einer Abschlussnote von 1,3 und einem Buchpräsent des Fördervereins der Schule ausgezeichnet.
Auch Schulleiter Peter Beushausen gratulierte den Absolventinnen und Absolventen und begann seine Rede mit einem Zitat von Ursula von der Leyen, Präsidentin der Europäischen Kommission: „Die Welt braucht mehr Europa.“ Gerade angesichts aktueller Entwicklungen könne man diesen Worten nur zustimmen. Zwar würden manche Bürgerinnen und Bürger bei bestimmten bürokratischen Vorgaben – etwa zur Größe von Pizzen oder zur Krümmung von Gurken nach EU-Verordnung – zweifeln, aber: „Die EU und ihre Vorgängerorganisationen haben für uns alle ein friedliches Europa geschaffen, für das wir dankbar sein müssen.“ Das ERASMUS-Programm ermögliche es jungen Menschen, innerhalb der EU berufliche Erfahrungen zu sammeln und gleichzeitig sprachliche sowie interkulturelle Kompetenzen zu erwerben. „Diese Qualifikation eröffnet Ihnen allen viele Möglichkeiten.“
Den Höhepunkt der Veranstaltung bildeten die Präsentationen und Erfahrungsberichte der Auslandspraktika:
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Yann Apel und Ole Casper stellten ihren Praktikumsbetrieb B. Braun in Polen vor. Sie berichteten von positiven betrieblichen und privaten Eindrücken aus Nowy Tomysl. „Wir wurden freundlich aufgenommen und erhielten gleich zu Beginn einen Plan für den Durchlauf durch die Abteilungen. Später waren wir sogar bei wichtigen Teamentscheidungen dabei – ganz anders, als wir das erwartet hatten.“ Die Sprachbarriere sei eine Herausforderung gewesen, aber auch diese habe man gemeistert. „Diese Erfahrungen haben uns gezeigt, wie wichtig Zusammenarbeit und gegenseitige Unterstützung sind“, so Ole Casper.
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Anna Duwe absolvierte ein selbstorganisiertes Praktikum in Norwegen bei einem kleinen Unternehmen, das Angel- und Bootsausflüge organisiert. Schon die tägliche Anreise mit Auto und Fähre war ein Abenteuer. Ihre Aufgaben reichten von der Organisation der Ausflüge bis hin zur Renovierung einer Ferienunterkunft. „Ich habe viel gelernt, meine Sprachkenntnisse verbessert und mich bei allem ganz alleine zurechtgefunden – das hat mich persönlich weitergebracht.“
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Niklas Rogge, Auszubildender bei der Stadt Northeim, absolvierte sein Praktikum in Cherbourg im Rahmen der Städtepartnerschaft – in der dortigen Hafenverwaltung. Vor allem sein interkulturelles Verständnis habe sich vertieft. Anlässlich des 80. Jahrestages des D-Days wurde ihm die historische Bedeutung besonders bewusst. Er schloss seine Präsentation mit einem Zitat von Aristoteles: „Es reicht nicht aus, den Krieg zu gewinnen. Es ist wichtiger, den Frieden zu organisieren.“
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Antonia Probst war in Valencia in einem Hostel für junge Reisende tätig. Sie war dort für Gästemanagement, Reservierungen und Ausflugsorganisation zuständig. Untergebracht war sie bei einer herzlichen Gastfamilie, mit der sie auch privat viel unternahm.
Frank Brennecke, zuständiger Abteilungsleiter für den internationalen Bereich und Moderator der Veranstaltung, bedankte sich abschließend beim Europa-Lehrerteam sowie bei den ausbildenden Betrieben, die ihren Auszubildenden die Teilnahme am Projekt ermöglicht hatten. „Mit Blick auf die gesammelten wertvollen Erfahrungen ist das eine sehr gut investierte Zeit, von der auch die Betriebe profitieren.“
Hintergrund – aktuelle Absolventinnen und Absolventen der Zusatzqualifikation Europakaufmann/-frau 2025:
Yann Apel (Gieboldehausen), Felix Becker (Duderstadt), Larson Brockmann (Einbeck), Ole Casper (Gleichen), Sophie Deppen (Moringen), Anna Duwe (Northeim), Mathes Eggers (Moringen), Vivienne Heise (Dassel), Stine Hünecke (Northeim), Carolin Jastrow (Göttingen), Pauline Koch (Adelebsen), Maximilian Lotze (Einbeck), Linus Macke (Einbeck), Antonia Probst (Nörten-Hardenberg), Maleen Sawastianow (Moringen), Leonie Scheer (Wulfen), Elena Steinbrück (Göttingen), Suliman Sultani (Einbeck), Jaqueline von Dammann (Northeim), Pascal Wendt (Hardegsen), Leonard Wilhelm (Neu-Eichenberg).
Den Europass Mobilität (als Nachweis für ein Auslandspraktikum) erhielten: Yann Apel, Ole Casper, Anna Duwe, Stine Hünecke, Pauline Koch, Maximilian Lotze, Antonia Probst, Niklas Rogge, Elena Steinbrück und Leonard Wilhelm.
Foto: BBS 1