Northeim (gs). Mit einer eindrucksvollen Vernissage ist am gestrigen Vormittag die Ausstellung „Was ich anhatte“ in der Stadthalle Northeim eröffnet worden. Zahlreiche Gäste aus Politik, Polizei, Justiz, Beratungsstellen, Schulen und Zivilgesellschaft nahmen teil, um ein sichtbares Zeichen gegen sexualisierte Gewalt zu setzen und Betroffenen Gehör zu verschaffen.
Die Ausstellung zeigt Kleidungsstücke von Menschen, die sexualisierte Gewalt erlebt haben – ein kraftvolles Gegenbild zu der weit verbreiteten, aber falschen Täter-Opfer-Umkehr, die Betroffenen die Verantwortung für die Tat zuschreibt.
Polizei und Stadt betonen gemeinsame Verantwortung
Eröffnet wurde die Veranstaltung von Polizeikommissarin Hanna Paschenko, die die Bedeutung der Ausstellung als Ort des Hinschauens und Zuhörens hervorhob. Die musikalische Einstimmung durch Lorena Grube und das Lied „Luka“ von Suzanne Vega unterstrichen eindrucksvoll die emotionalen Dimensionen des Themas.
Polizeipräsidentin Tanja Wulff-Bruhn von der Polizeidirektion Göttingen machte deutlich, dass sexualisierte Gewalt ein gesamtgesellschaftliches Problem darstellt und die Polizei eine besondere Verantwortung trägt: „Gewalt ist kein Missverständnis, sondern das bewusste Ausnutzen von Macht. Unsere Aufgabe ist es, Betroffenen empathisch zu begegnen und ihr Vertrauen zu stärken.“
Sie verwies zudem auf die im Rahmen des Aktionsmonats der Polizeidirektion Göttingen initiierten Projekte – darunter ein Podcast, Social-Media-Kampagnen und Informationsmaterial rund um „Orange the World“.
Wahrheit und Solidarität
Eine besonders bewegende Perspektive brachte Isabel Moss, Journalistin und selbst Betroffene sexualisierter Gewalt, ein. In ihrer Rede betonte sie die Bedeutung sichtbarer Solidarität: „Die Frage ‚Was hattest du an?‘ verletzt Betroffene ein zweites Mal. Diese Ausstellung zeigt, dass es nie um Kleidung geht – sondern um Entscheidungen von Tätern.“
Sie rief dazu auf, Sprache bewusst zu nutzen, um Heilung zu ermöglichen und Schweigen aufzubrechen.
Ein Schritt – viele Gespräche
Zum Abschluss betonte Polizeipräsidentin Wulff-Bruhn, dass die Ausstellung ein Anfang sei: „Eine Ausstellung verändert nicht sofort die Welt. Aber sie kann Gespräche auslösen, Tabus brechen und Menschen ermutigen, über das Unsichtbare zu sprechen.“
Mit diesem Aufruf wurde die Ausstellung offiziell eröffnet.
Ausstellungszeitraum und weitere Informationen
- Ort: Stadthalle Northeim
- Zeitraum: 24.11.–28.11.25, 14 bis 17 Uhr
- Eintritt: frei
Begleitend zur Ausstellung finden Informationsangebote und Gespräche mit Beratungsstellen und Expertinnen sowie Experten statt.
Fotos: Gerd Stahnke