Northeim/Göttingen (red). Im Rahmen der aktuellen Förderrunde wurden Projekte ausgewählt, die sich zukunftsrelevant regionalen Themen widmen: Das Projekt HEDI – Hebammenversorgung digital unterstützt ist eines der ausgewählten und künftig vom Land Niedersachsen geförderten Projekte!

Mit den inzwischen 38 Gesundheitsregionen fördert das Sozialministerium zusammen mit weiteren Kooperationspartnern notwendige Strukturen der Gesundheitsversorgung vor Ort und hat das Ziel einer sektorenübergreifenden Vernetzung der ambulanten, stationären und pflegerischen Versorgung. Neben der strukturellen Förderung werden auch innovative Versorgungsprojekte gefördert.

In ländlichen Räumen, wie Südniedersachsen und Nordhessen, besteht eine Hebammen-Unterversorgung. Die Gesundheitsregion Göttingen/Südniedersachsen möchte mit einem innovativen Projekt „HEDI – Hebammenversorgung digital unterstützt“ die Versorgungssituation verbessern, stärken und attraktiver machen - und eine verlässliche Datengrundlage erheben, die bisher fehlt.

Die Geburt eines Kindes ist immer ein besonderes Ereignis. Die Unterstützung für Mutter und Kind in der Schwangerschaft, bei der Geburt und in der Zeit nach der Entbindung ist aus gesundheitlicher Sicht von großer Bedeutung. Hebammen und Entbindungspfleger leisten wertvolle Arbeit bei der Versorgung und Unterstützung von Schwangeren, Müttern und ihren Familien. Leider müssen Hebammen immer wieder schwangere Frauen abweisen, weil sie keine Kapazitäten mehr haben. Strukturelle und demografische Veränderungen sowie zunehmende Auflagen in der Freiberuflichkeit der Hebammen haben dazu geführt, dass die Anzahl der tätigen Hebammen in Südniedersachsen drastisch zurückgegangen ist. Durch den Verlust von geburtshilflichen Abteilungen in den Kliniken ging auch hier eine größere Anzahl an Hebammen verloren. Damit sich die Situation der Hebammen entzerrt und die Frauen besser betreut werden können, muss es vor allem mehr Hebammen geben. Auch muss der Beruf anders strukturiert und vergütet werden, damit er für den Nachwuchs attraktiver wird.

Die Gesundheitsregion Göttingen/Südniedersachsen hat sich dem Thema angenommen und gemeinsam mit regionalen Akteuren Ideen und Ansätze entwickelt, wie die Hebammensituation verbessert werden kann. Eine neue digitale Hilfe namens „HEDI – Hebammenversorgung digital unterstützt“ wurde konzipiert, um Hebammen in ihrer Tätigkeit zu entlasten. Das Pilotprojekt ist in seinem partizipativen Entwicklungsprozess und den dynamischen Nutzungsmodalitäten bundesweit einzigartig. Aufgrund der Komplexität Ist HEDI ein Pilotprojekt, das in vier unabhängige Teilprojekte aufgegliedert wurde.

Landrätin Astrid Klinkert-Kittel freut sich ganz besonders über die Bewilligung zur Förderung von HEDI: „Das Projekt HEDI - Hebammenversorgung digital unterstützt ist ein wichtiges Projekt für die Region Südniedersachsen. Da es für junge Familien in der Zeit rund um die Geburt des Nachwuchses viel zu wenig Hebammen gibt, wollen wir mit dem Projekt den Einsatz der wichtigen Ressource Hebamme mit Hilfe elektronischer Möglichkeiten optimaler steuern helfen. Das ist nicht nur insbesondere für junge Familie und werdende Eltern von immenser Bedeutung, sondern auch in Zeiten des Fachkräftemangels ein bedeutendes Signal. Ich freue mich von ganzem Herzen, dass über den Projektantrag positiv beschieden wurde und bin schon jetzt auf die Ergebnisse aus dem Projekt gespannt. Der Landkreis Northeim hat sich als antragstellende Kommune ganz besonders für dieses Projekt eingesetzt, daher ist die Bewilligung der Förderung eine ganz besondere Freude auch für mich persönlich."

Hebamme Ingrid Lohmann aus Bad Gandersheim ergänzt: „Ich freue mich auch sehr über die Förderzusage für das Projekt HEDI. Meine Kolleginnen und ich sehen insbesondere bei der Reduzierung von überflüssigen Fahrten sowie in der Möglichkeit zum Bildversand eine große Erleichterung bei der Versorgung von Schwangeren und Wöchnerinnen.“

Die Projektergebnisse und -Daten sind von besonderer Bedeutung, da auf diesem Projekt andere Projektideen aufbauen können beziehungsweise diese Idee auf andere Versorgungszweige übertragen werden kann. Die Hebammenversorgung soll über eine digitale Koordinierungszentrale dezentral organisiert werden, so dass es für die werdenden Eltern einfacher wird, regionale Hilfsangebote zu finden. HEDI soll in Form einer App kostenlos allen Schwangeren zur Verfügung stehen und wird gemeinsam mit der Firma aidminutes aus Buchholz in der Nordheide entwickelt.

Aidminutes ist aus einem Wissenschaftlerteam der Uni Lüneburg entstanden und hat bereits im Grenzdurchgangslager Friedland das Projekt „Dictum – Digitale Übersetzungshilfen für nicht-deutschsprechende Patienten“ erfolgreich umgesetzt. Dictum wurde mit 335.000 Euro durch den Europäischen Sozialfond, der Gesundheitsregion Göttingen/Südniedersachsen und der Robert-Bosch-Stiftung gefördert.

Foto: Symbolbild