Niedersachsen (red). Die bürokratische Belastung des Handwerks und der gesamten Wirtschaft steigt unvermindert und hat inzwischen ein kritisches Maß erreicht. Immer mehr junge Meisterinnen und Meister scheuen wegen der Bürokratie den Schritt in die Selbständigkeit. Es bedarf politischer Entschlossenheit für konsequente Maßnahmen und eine umfassende Entlastungsstrategie.
„Der Jahresbericht zum Bürokratieabbau der Bundesregierung weist erstmals nach vielen Jahren einen Anstieg der Belastung aus. Damit wird rechnerisch vollzogen, was Handwerksbetriebe seit Langem spüren. Die Belastung hat ein Niveau erreicht, das Betriebsinhaberinnen und -inhaber frustriert und junge Menschen trotz Talent und Motivation davor zurückschrecken lässt, den Schritt in die handwerkliche Selbständigkeit zu wagen“, sagt Ina-Maria Heidmann, Hauptgeschäftsführerin der Handwerkskammer Hildesheim-Südniedersachsen. „Der Koalitionsvertrag enthält wichtige Maßnahmen und Ansätze. Die Umsetzung nimmt aber nur langsam Fahrt auf oder lässt gänzlich auf sich warten. Das politische Zögern kostet viel Zeit, die sich Deutschland angesichts der wirtschaftlichen Lage, der Fachkräftesituation und dem zunehmend schärferen Standortwettbewerb nicht leisten kann.“
Für Heidmann müssen spürbare Entlastungen ganz oben auf der Tagesordnung stehen. „Unsere Betriebe müssen sich endlich wieder um ihre eigentliche Tätigkeit und ihre Kunden kümmern und ihr innovatives Potential ausschöpfen können!“ Auch die Ergebnisse der ZDH-Umfrage sind für die Hauptgeschäftsführerin ein deutlicher Notruf an den Gesetzgeber. Die erreichte Menge an Dokumentations-, Nachweis- und Informationspflichten würgt die wirtschaftliche Entwicklung von Handwerksbetrieben in ohnehin schwierigen Zeiten regelrecht ab. „Angesichts dieser sich zuspitzenden Situation kann es nicht verwundern, dass viele junge Menschen gerade wegen der immensen Bürokratie den Schritt in die Selbstständigkeit scheuen. Die Politik muss erkennen, dass es ein ,Weiter so‘ nicht geben kann.“
